Für die Vielen, die Gerda gekannt haben, sind die Tage, seitdem uns die Nachricht von ihrem Tod erreicht hat, von Betroffenheit, Ratlosigkeit und einer bestürzenden Leere erfüllt. Eine stets dem Leben zugewandte, hilfsbereite, das Gespräch suchende und anregende Kollegin, eine, die Solidarität gelebt und nicht nur gepredigt hat, ist nicht mehr da, ist plötzlich aus unserer Mitte gerissen, - das muss erst verarbeitet werden. Und dies nach dreißig Jahren, in denen Gerda unermüdlich dem Puls der Zeit auf der Spur war, aktuellen Diskursen und Paradigmen, disziplinäre Grenzen in der Literatur- Life Style- und Kulturwissenschaft zur Diskussion stellend, mitunter auch ein wenig verschiebend, eine Präsenz, die unübersehbar war und dabei doch die eigenen Ansprüche stets zurückgestellt hat.
Ihre Interessensgebiete und Forschungsfelder, meist über Drittmittel oder Stipendien eingeworben bzw. über Vertretungen oder auch nur Lehraufträge mit Verve und dem ihr eigenen Charme ausgefüllt, etablierten am Institut, an der Fakultät und darüber hinaus Schwerpunkte, die den Fachbereich der ›Angewandten Germanistik‹ attraktiv ausgestalteten, etwa in Richtung empirische Leser*innenforschung, Theorien des (ästhetischen wie alltagstauglichen) Vergnügens, Emotionalisierungsstrategien und Marktverhältnisse, New Adult Literature etc.
Aber nicht nur dem Institut und ihrem Fach wirst Du, liebe Gerda, fehlen; Du wirst allen fehlen, die unter Universität mehr verstehen möchten als einen Arbeits- und Karriereplatz, eine kennziffernorientierte Institution, obwohl gerade Menschen wie Du unter schwierigen Bedingungen sehr viel zu eben diesen Kennziffern beigetragen haben. Du wirst fehlen als Kollegin, die ein feines Gespür für Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse, für die realen gläsernen Decken hatte, als eine Kollegin, die sich in den letzten Jahren auch in der oft belächelten Gremialarbeit verausgabt hat, die zur Verfügung stand, wenn andere nicht zur Verfügung stehen konnten oder wollten.
Primus-Heinz Kucher im Namen des ULV Klagenfurt